Alleinsein - die selbst aufgetischte Lügengeschichte. Wie du der Angst die Stirn bietest!

Meine Erlebnisse als Beziehungsmacher
Oft verwechselt mit Einsamkeit und trotzdem vielfach gefürchtet: das Alleinsein.
Obwohl wir heutzutage so sehr vernetzt und jederzeit erreichbar sind, ist Alleinsein oder die Angst vor dem Alleinsein, vor allem in Singlegruppen sehr häufig anzutreffen. Durch die ständigen Ablenkungen des Alltags, unserer beruflichen Tätigkeiten, der Schule, des Studiums oder durch Handy Nachrichten, Tinder und Co., sind wir zwar ständig am Tun und Reagieren. Sobald es aber still wird und keine Nachrichten mehr auf uns einprasseln, überkommt einige von uns das Gefühl des Alleinseins.
Wie damit dann umgegangen wird, ist von Person zu Person gänzlich unterschiedlich. Ob es das Flüchten in verschiedene Freizeit- und Berufsaktivitäten, Onlineforen oder doch der offene reflektierte Bearbeitungsprozess des Alleinseins ist. Viele verschiedene Formen des Umgangs damit, erlebe ich auch in meinen Single- und Beziehungstrainings.
Die „Steigerungsform“ des Alleinseins zeigt sich dann erst, wenn die positiven Aspekte und die Chancen darin nicht erkannt werden können, in der Angst vor dem Alleinsein.
Was bedeutet Alleinsein?
Alleinsein wird laut Duden als „1. Fürsichsein; Beisammensein ohne [störende] Dritte, 2. Verlassenheit, Isoliertheit, Einsamkeit“1 definiert, kann in der medizinischen Fachliteratur hingegen wie folgt gefunden werden:
„Einsamkeit ist ein subjektives Phänomen, das vielfältige objektive Bedingungsfaktoren aufweist, jedoch vom physischen Alleinsein und von sozialer Isolation sowie dem positiv erlebten Für-sich-Sein…unterschieden werden muss.“ 2 Daraus kann folgender Schluss gezogen werden. Selbst ausgesuchtes Alleinsein, muss nicht unbedingt als Einsamkeit wahrgenommen werden und kann sehr wohl auch als positiv und befreiend empfunden werden. Einsamkeit ist ein individuell empfundenes Gefühl. Oftmals geht Einsamkeit mit „...Traurigkeit, Niedergeschlagenheit, Hilflosigkeit, Hoffnungslosigkeit, Langeweile, innere Leere, Selbstmitleid, Sehnsucht und Verzweiflung.“3 einher.
Meine Definition von Alleinsein:
Die unüberprüfte Angst nichts mehr wert zu sein und der kaum auszuhaltende Zustand vom „nicht mehr geliebt zu sein“.
Wie wird Alleinsein wahrgenommen?
Von einem Selbst
Das Alleinsein an sich kann so unterschiedlich empfunden werden, wie die Liebe, eine Herausforderung oder auch wie Kunst. Je nach Einstellung wird es als negativ, schlecht und als unangenehmes Gefühl oder auch als befreiend, erholsam und guttuend wahrgenommen. Dabei hängt es meiner Erfahrung nach sehr stark damit zusammen, ob der sich allein fühlende Mensch die Fähigkeit besitzt, über die eigenen Gedanken und Gefühle zu reflektieren oder ihnen schlichtweg „ausgeliefert“ ist. Unsere Willens- und Vorstellungskraft ist so dermaßen stark, dass sie ungeprüfte Gedanken und Ideen, zur Wirklichkeit werden lassen. Mit all seinen Facetten und Zügen. So wie sich ein Kind beim Spielen, in seine eigene Traumwelt vertiefen kann, so können wir uns auch in unser Alleinsein vertiefen.
„Irgendwann war ich auch selbst gelangweilt, weil ich immer dieselbe Geschichte erzählt habe. Ganz am Ende habe ich mich sogar dafür geschämt, meine Freunde immer mit demselben Thema zu belasten!“ Eine Klientin
Von seinem Umfeld
Das Umfeld von Betroffenen kann sehr verschieden auf das sich zeigende Verhalten reagieren. Ob verständnisvoll, unterstützend und aufbauend oder auch wütend, genervt und unbewusst das Alleinsein verstärkend. Oftmals ist zu Beginn, häufig nach Trennungsphasen, viel Verständnis seitens der Angehörigen, Freunde und Bekannten gegenüber der Betroffenen Person vorhanden.
Mit zunehmender Zeit und der sich auch oft wiederholenden Verhaltensweisen, Geschichten und Erzählungen des sich allein fühlenden, reagiert das Umfeld möglicherweise harscher und abweisender. Einerseits weil sie die geliebte Person wieder in einem glücklicheren Zustand sehen wollen und andrerseits, weil die „Negativspirale“ und Dauerwiederholung energiezehrend und anstrengend sein kann.
Was sind die Ursachen des Alleinseins?
Neben den bekannten Ursachen wie dem Beziehungsende, dem Verlust geliebter Menschen, eigene Erkrankungen oder dem Jobverlust, sind auch selbst zu verantwortende Gründe wie Selbstisolierung, der Vergleich mit anderen und ein geringer Selbstwert mögliche Gründe für das Alleinsein. Dabei ist auch nicht außer Acht zu lassen, welche tragende Rolle die elterliche bzw. familiäre Prägung, sowie das eigene Umfeld auf die betroffene Person hat. Wird einem das physische Alleinsein und das Gefühl von Einsamkeit als negativ vorgelebt, so ist es nicht verwunderlich, wenn jemand später damit zu kämpfen hat.
Was du jetzt praktisch gegen das Alleinsein tun kannst
1. Überprüfe deine Gedanken und Gefühle
Oft glauben wir unüberprüft unseren Gedanken und handeln auch dementsprechend. Mit Methoden wie „The Work“ von Byron Katie hast du langfristig eine Methode zur Hand, die dir hilft, „unangenehmen“ Gedanken, Gefühlen und Lebenssituationen auf den Grund zu gehen. Bist du dir 100 % sicher, dass du Probleme mit dem Alleinsein oder Angst vor dem Alleinsein hast? Wer bist du bzw. wie verhältst du dich, wenn dieser Gedanke nicht mehr vorhanden ist? Wie fühlst du dich dann?
2. In die Angst hinein gehen
Allein oder mit professioneller Unterstützung
Es gibt verschiedene Methoden sich mit eigenen Themen zu konfrontieren. Das Wichtige, das dabei zu beachten ist, ist der eigene Ressourcenkoffer. Es macht wenig bis gar keinen Sinn, sich mit einer eigenen Problematik zu konfrontieren, ohne das vorhandene Grundvertrauen in sich selbst und seinen Berater, Trainer, Psychotherapeuten u.ä. zu haben. Lass dir Zeit und halte dich von schnellen Wunderlösungen fern, die dir womöglich mehr schaden als helfen und dir langfristig mehr Geld kosten.
3. Achte auf deine Wortwahl
Wenn du dich ständig mit dem Alleinsein oder der Angst vor dem Alleinsein identifizierst und andauernd mit Leuten darüber sprichst, dass du dich einsam fühlst und allein bist, dann gibst du deinem eigenen Muster Futter und förderst selbständig deinen weiteren Leidensweg.
4. Achte auf dein Umfeld
„Sage mir, mit wem du umgehst, so sage ich dir wer du bist!“ Johann Wolfgang von Goethe
Oder auch
„Du bist der Durchschnitt der fünf Menschen, mit denen du die meiste Zeit verbringst.“ Jim Rohn, Autor, Motivationstrainer, Unternehmer
Erkenne Energievampire in deiner Umgebung und umgebe dich mit Menschen, die dich aufbauen, an dich glauben und vielleicht sogar mehr in dir sehen als du von dir selbst. Verringere die Zeit mit Menschen, die dich hinunterziehen, nicht an deine Fähigkeiten glauben und wo du dich nach Gesprächen schlechter fühlst als davor. Auch wenn es Familienmitglieder sind.
5. Selbstliebe Plan /Selbstbewusstseins Aufbau
a) Du fühlst dich allein, isoliert oder nicht gewollt? Sei schon am Morgen kommunikativ und sozialisiere dich mehr
Sobald dir die erste Person im Stiegenhaus oder im Aufzug entgegenkommt, begrüße sie. Wünsche einen schönen Tag, frage nach wie der Dienst war oder wie es ihnen geht. Rufe alte Freunde an oder gute Bekannte. Sobald du einmal in Fahrt bist, fällt es dir leichter und leichter.
b) Mache Dinge, die dir gefallen – entdecke dich neu
Was bereitet dir wirklich Freude, wo fühlst du dich „zu Hause“, außerhalb deiner vier Wände? Egal ob im Sport, deiner Gaming Leidenschaft, der Bücherei oder deiner Sammlerleidenschaft. Mache ab heute alles davon in einem sozialen Kontext.
C) Sprich Affirmationen voller Power einmal am Tag bis an dein Lebensende aus
„Ich liebe mich, ich mag mich, ich bin ein Genie und wende meine Weisheit an, ich bin voller Vertrauen, ich bin nie allein, ich bin immer in bester Gesellschaft, ich bin mein bester Freund, ich bin meine beste Freundin, ich finde immer eine Lösung, ich finde immer einen Weg!“
Egal welche Affirmationen für dich am stimmigsten sind, glaube an sie und sprich sie täglich voller Überzeugung aus. Fühle bereits, wie du das Leben lebst, das du haben willst.
d) Komfortzone regelmäßig erweitern
Mach bewusst Dinge, die dir Angst machen. Träumst du schon seit längerer Zeit, gewisse Dinge zu machen, hast sie aber bis dato immer aufgeschoben? Dann ist jetzt der richtige Zeitpunkt dafür. Mach dir eine Abnippelliste wie im Film „Das Beste kommt zum Schluss“. Trage dir die Dinge in deinen Kalender ein und leg los!
e) Werde dir bewusst, was du alles schon erreicht hast
Schreib dir eine Liste mit all deinen Erfolgen auf. Oft übersehen wir im ganzen Alltagstrubel, was wir schon alles geschafft und erreicht haben in unserem Leben. Egal ob schulische Erfolge, Erfolge im Sport, Beruf, in der Beziehung oder der Erfolg, heute etwas für dich getan zu haben. Schreib deine Erfolgsliste.
f) Sei dankbar für das was du bereits hast
Dankbarkeit ist der Booster für Weiterentwicklung, Verständnis und vieles mehr. Oft schauen und fokussieren wir uns auf die Dinge, die wir nicht haben und übersehen vollkommen die Geschenke, die sich direkt vor unserer Nase befinden. Schreib oder denk ab heute, jeden Abend, an 5 Dinge, für die du dankbar bist. Zum Beispiel, dass dein Herz schlägt, du heute angelächelt wurdest, dass du Freunde und Familie hast, die an dich denken und glauben, …
Alleinsein muss nicht sein. Mir ist bewusst, dass es Situationen im Leben gibt, die unvorbereitet kommen und einen kurzfristig aus der Bahn werfen. Und das ist auch vollkommen in Ordnung so. Irgendwann ist es dann wieder an der Zeit, aufzustehen, sich wieder in die Bahn zu setzen und mit dem Leben weiterzumachen. Ob selbständig oder mit Unterstützung, es braucht einen Impuls zur Veränderung, zum Wachstum.
Das Leben passiert nicht gegen uns, sondern für uns, so auch die Phasen von Einsamkeit, der Angst vor dem Alleinsein und dem Alleinsein selbst. Etwas muss bzw. soll gelernt oder erfahren werden und deswegen kommt es in unser Leben.
Ich wünsche dir viel Erfolg.
Der Beziehungsmacher
Benjamin
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Literatur:
1duden.de, Wörterbuch, Alleinsein, Juli 2020
2Elbing, E. (1988). "Einsam" und "allein", empirische Befunde zum Verständnis zweier Begriffe. Psychologische Berichte und Befunde (PAB), 24, München: Universität, in spektrum.de, Lexikon der Psychologie, Einsamkeit, Juli 2020
3Sabrina Kempe (29. April 2020) Einsamkeit, NetDoktor.de